29 Dezember 2007

Braune Kuschelstunde

Andreas Molau schreibt zum Jahreswechsel in seiner Grußbotschaft an Altermedia:

Von den Nutzern von Altermedia erhoffe ich mir dann Impulse – auch konstruktive Kritik –, an welcher Stelle wir den Bohrer im Parlament ansetzen können, um bis zum Nerv vorzudringen. Wir müssen uns einen ganz anderen Politikertypus vorstellen können, ein anderes Deutschland. Nostalgie ist tödlich. Anders sprechen ist schön, anders sein schöner.

"Anders sprechen" heißt bei Altermedia unter anderem: die Geschichte umlügen, den Judenmord leugnen. Andreas Molau weiß das.

Bemerkenswert daran ist, dass Andreas Molau im Bundesvorstand der NPD für das "Amt Bildung" zuständig ist. Molau ist auch früher schon einschlägig in Erscheinung getreten, und das dürfte in der NPD hinlänglich bekannt sein.

Es scheint so, als sei Molau nicht im Vorstand der NPD, obwohl er diese Vergangenheit hat, sondern weil er sich auf die Seite von Auschwitzleugnern schlägt.

Das wird zu berücksichtigen sein, wenn sich die NPD mal wieder als Saubermann-Partei ins Gespräch bringen möchte.

25 Dezember 2007

Nichts mit zu tun

Der "Widerstand Weiden" schreibt:

Weiden/Oberpfalz. Am 19. Dezember 2007 um 18 Uhr fand in der Konrad-Adenauer-Anlage in Weiden/OPf. eine Mahnwache gegen Intoleranz statt. Anlass für diese Aktion war der Diebstahl von 45 Kieselsteinen, welche die Namen von ermordeten Juden aus Weiden trugen. Die entwendeten Steine wurden durch 9 andere Kiesel ersetzt, welche mit Namen von (lt. Presse) "Repräsentanten des Dritten Reiches" versehen waren. Als Beispiele hierfür listete unsere objektiv-korrekte Lieblingszeitung "Der Neue Tag" u.a. auch David Irving und Horst Mahler auf. Dass diese mit dem Dritten Reich nichts zu tun haben, dürfte jedem halbwegs intelligenten Leser klar sein.

Na gut, dann sehen wir uns das mal an.

"Heil Hitler, Herr Friedman"
- Horst Mahler im Interview mit Michel Friedmann für Vanity Fair.
"Rudolf Heß wurde ermordet, um die Lüge zu schützen, daß das Dritte Reich für den Zweiten Weltkrieg verantwortlich sei."
- Horst Mahler am 20.11.2004

Ähnliche Belege ließen sich mühelos auch für David Irving finden. Horst Mahler und David Irving sind Hitler-Fans und Holocaustleugner, und außerdem sind sie intelligent.

Auf den "Widerstand Weiden" trifft das so nicht zu. Aber zwei von dreien, das ist auch nicht schlecht.

20 Dezember 2007

Diskreditiert?

Stephan Braun und Ute Vogt haben unter dem Titel "Die Wochenzeitung 'Junge Freiheit'" ein Buch herausgegeben. Die im Titel genannte Publikation kommt darin nicht besonders gut weg.

Die JF steht, sagen wir mal, ziemlich weit rechts. Etwas konkreter: Sie wurde bis vor einiger Zeit vom Verfassungsschutz beobachtet, und auf ihren Seiten sind Holocaust-Leugner wie Fred Leuchter und David Irving - wie soll ich sagen? Scharfe Kritik sieht jedenfalls anders aus.

Das oben erwähnte Buch nennt zahlreiche Personen, die auf irgendeine Weise mit der JF zu tun haben, darunter auch Dr. Stefan Scheil. Letzterer hat nun eine Unterlassungserklärung gegen das Buch erwirkt und dessen weitere Verbreitung zunächst unterbunden. Man darf davon ausgehen, dass dies der JF nicht ungelegen kommt, und wie sie berichtet, soll Scheil sogar weitere juristische Schritte in Erwägung ziehen:

Daher überlege er, gegen weitere seiner Ansicht nach unwahre und ihn und seine Arbeit diskreditierenden Behauptungen juristisch vorzugehen, sagte Scheil.

Keine Frage - falls in diesem Buch etwas Falsches über Stefan Scheil steht, dann muss das korrigiert werden.

Das ist die eine Seite.

Die andere Seite ist Scheils Empfindlichkeit, was seinen Ruf angeht, denn niemand diskreditiert Stefan Scheil gründlicher als Stefan Scheil selbst.

Scheil, immerhin ein gelernter Historiker, brachte es einem Diskussionsforum tatsächlich fertig, Suworows Buch "Der Eisbrecher" zu verteidigen. Suworow vertritt dort die Ansicht, Hitler habe einen Präventivkrieg geführt und sei einem Angriff Stalins nur knapp zuvorgekommen.

Allerdings verfälscht Suworow gelegentlich die Quellen, auf die er sich beruft. Für einen Historiker kommt das einem Todesurteil gleich. Ob Scheil dies nicht bemerkt hat, oder ob er die Schwächen von Suworows Buch erkannt, aber ignoriert hat, weil es ihm gut ins Weltbild gepasst hat, sei dahingestellt - auf jeden Fall sind gewisse Zweifel an Scheils Kompetenz als Historiker anzumelden, wenn er diesen Autor und dieses Buch ernst nimmt und sogar noch verteidigt.

Das war aber noch nicht alles. In der erwähnten Forumsdiskussion kam mein Text zur Sprache, in dem ich nachgewiesen habe, wie Suworow seine Leser über seine Quellen täuscht. Darauf behauptete Scheil:

Wo Suworow Quellen verfälscht haben soll, diesen Nachweis führt Langowski nicht.

Das war ein bisschen geflunkert. Scheils Rezeption meines Textes war dem, was Suworow mit seinen eigenen Quellen angestellt hat, anscheinend gar nicht so unähnlich. Zu Scheils Argumenten gegen meinen Text zählte schließlich auch noch dies:

Es gibt daher außer in der Phantasie des Rezensenten keine Beziehung zwischen Suworow und der Auschwitzleugnung oder gar zwischen den Lesern (!) von Suworows Büchern und den Auschwitzleugnern. Diese blühende Kombinationsgabe überrascht insofern nicht, als sich der Name Jürgen Langowski bei einer Literaturrecherche nur im Zusammenhang mit Übersetzungen und Herausgaben von Kriminal- und Fantasyromanen gefunden hat.

Austeilen kann er wie ein Bauarbeiter, aber wenn es ihn mal selbst trifft, zeigt Herr Scheil sich anscheinend äußerst dünnhäutig.

Nicht ohne Ironie ist, dass der Historiker Rolf-Dieter Müller in einem Beitrag für die FAZ Stefan Scheil bescheinigt hat, er verbreite womöglich "verblüffende fiktionale Unterhaltung".

Meine erste Reaktion auf dieses Urteil war, Stefan Scheil mit einer gewissen Häme als Übersetzerkollegen zu begrüßen.

Nach einigem Nachdenken möchte ich doch lieber davon absehen.

Nicht auszudenken, was herauskäme, wenn Herr Scheil das Übersetzen so ähnlich betreiben würde wie das, was er für Geschichtswissenschaft hält.

03 Dezember 2007

08 Oktober 2007

In tiefstem sittlichem Ernst

Ein nicht mehr ganz junger Herr erklärt bei kreuz.net, Eva Herman sei beim NDR geflogen, weil sie die Wahrheit gesagt habe, und außerdem sei früher alles besser gewesen. Unter anderem meint er:

Die Frau ist in unserer Zeit eine austauschbare, ständig verfügbare Sexmaschine geworden.
Die Frau, die einmal Ehefrau und Mutter war, ist zur Hure verkommen – ohne menschliche Würde.

Der Mann weiß anscheinend nicht, was Martin Bormann sich hat einfallen lassen, als Hitler gegen Ende des Krieges allmählich das Kanonenfutter ausging:

Wir müssen wünschen, daß die Frauen, die nach diesem Krieg keinen Ehemann mehr haben oder bekommen, mit möglichst einem Mann ein eheähnliches Verhältnis, aus dem möglichst viele Kinder erwachsen, eingehen.

Das entspricht der Linie, die Himmler schon 1939 vorgegeben hat:

Über die Grenzen vielleicht sonst notwendiger bürgerlicher Gesetze und Gewohnheiten hinaus wird es auch außerhalb der Ehe für deutsche Frauen und Mädel guten Blutes eine hohe Aufgabe sein können, nicht aus Leichtsinn, sondern in tiefstem sittlichem Ernst Mütter der Kinder ins Feld ziehender Soldaten zu werden, von denen das Schicksal allein weiß, ob sie heimkehren oder für Deutschland fallen.

Noch einmal Borman:

Wir müssen - um der Zukunft unseres Volkes willen - geradezu einen Mutterkult treiben, und hierin darf es keinen Unterschied zwischen Frauen, die nach der bisherigen Weise verheiratet sind, und Frauen, die von einem Mann, dem sie in Freundschaft verbunden sind, Kinder bekommen, geben: Alle diese Mütter sind in gleicher Weise zu ehren.
Es gebe zwar noch einige Hindernisse, schreibt Borman, doch:
Diese Hemmungen müssen aber beseitigt werden, denn sonst sind die ganzen Opfer des vorigen Weltkrieges und dieses Krieges umsonst gewesen, weil unser Volk den nächsten Stürmen zum Opfer fallen muß. In zwanzig oder dreißig oder vierzig oder fünfzig Jahren fehlen uns dann die Divisionen, die wir unbedingt brauchen, wenn unser Volk nicht untergehen soll.

So weit das Bild von Frauen und Müttern, dem kreuz.net unter Bezug auf Eva Hermann gegenüber heute den Vorzug gibt.

Der Großteil der Katholiken einschließlich des Papstes würde vermutlich darauf bestehen, dass kreuz.net nicht für sie spricht.

30 August 2007

Zwangsabgabe

Wie Heise berichtet, hat sich der Verband Privater Rundfunk- und Telemedien (VPRT) - nicht zum ersten Mal - für eine Grundverschlüsselung des digitalen Fernsehens ausgesprochen. Anders ausgedrückt: Wer die durch Werbung massakrierten Filme sehen will, soll dafür auch noch eine Gebühr bezahlen.

Die privaten Anbieter stellen sich gern als kostenlose Alternative zum öffentlich-rechtlichen "Bezahlfernsehen" mit seiner "Zwangsgebühr" (GEZ) dar.

Das war schon früher nicht wahr. Auch die privaten Sender wurden von Anfang an mit einer Zwangsabgabe finanziert. Die war allerdings gut versteckt, und eine Gebührenbefreiung für sozial schlechter Gestellte wie bei der GEZ gab es auch nicht.

Woher bekommen die Privaten ihr Geld? Sie bekommen es von den Unternehmen, die bei ihnen werben.

Woher bekommen die Unternehmen ihr Geld? Von den Konsumenten. Von uns.

In jedem Glas Marmelade und jedem Müsliriegel steckt eine unsichtbare Zwangsabgabe, mit der die privaten Sender finanziert werden.

Wir Verbraucher haben die durch Filme unterbrochenen Werbesendungen bei den privaten Sendern tatsächlich von Anfang an selbst bezahlt; in diesem Zusammenhang sei zudem an die Versuche erinnert, das Vorspulen/Überspringen der Werbung mit technischen oder juristischen Mitteln zu verhindern.

In Zukunft soll also die versteckte Zwangsabgabe an die privaten Anbieter durch eine weitere, besser sichtbare Abgabe ergänzt werden.

Dass die privaten Medien dazu schweigen, kann man nachvollziehen. Dass die Printmedien schweigen, ist kein Wunder - sie gehören oft zu denselben Konzernen. Eine Verschwörung sollte man das trotzdem nicht nennen - es ist wohl eher so etwas wie ein Tabu. Es gibt eben Dinge, über die man besser nicht nachdenkt.

Erstaunlich nur, dass auch den öffentlich-rechtlichen Medien so wenig dazu einfällt.

27 August 2007

Dumm gelaufen

Die GEZ hat die Website akademie.de wegen der Verwendung von Begriffen abgemahnt, die sich im Sprachgebrauch durchaus eingebürgert haben. Einige Beispiele: "GEZ-Gebühren", "PC-Gebühr", "Gebührenfahnder", "GEZ-Anmeldung" oder "GEZ-Abmeldung".

Die Begründung der GEZ lautete anscheinend, dass "die Nutzung nicht existenter Begriffe [...] offenbar nur dazu dient, ein negatives Image der GEZ hervorzurufen."

Das ist eigentlich nicht zu befürchten. Die GEZ selbst sorgt effizienter als jeder Kritiker für ihr schlechtes Image.

Mal ganz davon abgesehen, dass einige der beanstandeten Begriffe in minimal abgewandelter Form oder gar wörtlich auch auf den Seiten der GEZ selbst vorkommen. Es gibt da beispielsweise eine Webseite, auf der "GEZ  Abmeldung" ganz oben in der Titelzeile erscheint. Das unterscheidet sich kaum vom beanstandeten Begriff "GEZ-Abmeldung".

Der beanstandete Begriff "GEZ-Fahnder" taucht außerdem in der Beschreibung eines von der GEZ produzierten Spots gleich in mehreren GEZ-Geschäftsberichten auf.

Da nach der Logik der GEZ diese Begriffe der Imageschädigung dienen, ist die GEZ seit etwa sieben Jahren dabei, sich selbst zu schädigen.

Möglicherweise sogar schon länger.

06 Juli 2007

Vollkommen gaga

Nachdem das Gesetz, das die Abgeordneten zur Offenlegung ihrer Nebeneinkünfte zwingt, vom Verfassungsgericht als rechtmäßig beurteilt worden ist, schäumt Hans-Joachim Otto, einer der Kläger:

"Das Gesetz ist vollkommen gaga"

zit. n. Spiegel Online

Bernhard Dombek, Präsident der Bundesrechtsanwaltskammer befürchtet Schwierigkeiten für die zahlreichen Anwälte unter den Abgeordneten. Hartmut Kilger, der Präsident des Deutschen Anwaltsvereins, sieht das offenbar ähnlich:

"Es wird in Zukunft schwieriger, die Tätigkeit als Parlamentarier für Freiberufler interessant zu machen"

Ich halte das bis zum Beweis des Gegenteils für ein Gerücht. Wie viele Anwälte haben denn inzwischen erklärt, sie müssten ihr Bundestagsmandat niederlegen, weil sie ihre Existenz als Anwalt gefährdet sehen?

Jede Wette, dass in der nächsten Legislaturperiode nicht weniger Anwälte im Bundestag sitzen als in dieser.

Oder, aus einem andern Blickwinkel betrachtet: Müssten die Abgeordneten nach allem, was sie Tag für Tag Hartz-IV-Empfängern, alleinerziehenden Müttern und Rentnern zumuten, nicht bereit sein, klaglos geringfügige Unannehmlichkeiten eines Lebens auf sich zu nehmen, das jeder Arbeitslose als Hauptgewinn betrachten würde?

Jammern auf hohem Niveau, mehr ist das nicht.

Und wenn das, was Otto, Dombek und Kilger von sich geben, wirklich stimmen würde, was dann?

Dann hätten einige Anwälte mehr Zeit, sich um ihre Mandanten zu kümmern, und im Parlament würden weniger Juristen sitzen.

Ich glaube, ich könnte dem eine Menge abgewinnen.

04 Juli 2007

Knapp

Die Entscheidung war denkbar knapp, aber jetzt haben wir es amtlich: Das Bundesverfassungsgericht befindet das Gesetz, das Abgeordnete zur Offenlegung ihrer Nebeneinkünfte zwingt, für verfassungsgemäß.

Ich halte die Argumente der Gegner dieses Gesetzes für aufschlussreich. Der frühere Unions-Fraktionschef Merz

kritisierte, die Regelung werde viele Abgeordnete ins lebensferne Berufspolitikertum treiben: "Die Zahl der nicht mehr in einen bürgerlichen Beruf resozialisierbaren Abgeordneten nimmt zu."

zit. n. Spiegel online

Es gibt kein Gesetz, das irgendeinen Verzicht auf irgendwelche Einkünfte vorschreibt. Nur die Offenlegung ist gefordert - und außerdem soll die Abgeordnetentätigkeit im Mittelpunkt stehen. Herr Merz scheint zu ahnen: Wenn die Einkünfte bekannt werden, dürfte sich Unmut in der Öffentlichkeit regen, und diesem öffentlichen Druck müssten die Politiker dann nachgeben. Etwas klarer ausgedrückt: Merz weiß offenbar jetzt schon, dass er sich mit einer Offenlegung seiner Nebeneinkünfte bei vielen Wählern unbeliebt machen würde. Wenn seine Einkünfte so hoch sind, wie diese Äußerung vermuten lässt, dann hat er womöglich nur einen einzigen Nebenberuf: den des Abgeordneten.

Weiter heißt es im Spiegel-Artikel:

Das zentrale Argument der Kläger ist: Das Gesetz gefährde die vielfältige Zusammensetzung des Bundestags, weil künftig weniger Unternehmer und Freiberufler kandidieren würden. "Selbstständige wie wir werden durch das Gesetz an den Pranger gestellt", sagt Rechtsanwalt Otto zu SPIEGEL ONLINE. Wer sein Gehalt offenlegen muss, hätte als Unternehmer gegenüber Konkurrenten Wettbewerbsnachteile. Außerdem stört ihn: "Hier wird ganz klar ein Neidkomplex bedient."

Ich glaube nicht, dass großer Neid einsetzt, wenn herauskommen sollte, dass Herr Otto neben seinen Einkünften als Abgeordneter noch einmal die gleiche Summe aus anderen Tätigkeiten erhält. Falls das "Nebeneinkommen" allerdings ein Vielfaches der Politikerbezüge betragen sollte, muss meiner Ansicht nach gefragt werden, ob der Betreffende tatsächlich die Interessen des Volkes oder vielleicht doch in erster Linie nur seine eigenen vertritt. Das hat immer noch nichts mit Neid zu tun, sondern dies ist eine Frage, die sich jeder Abgeordnete gefallen lassen muss. Misstrauen gegenüber Politikern, die Heimlichkeiten gegenüber ihren Arbeitgebern (das sind wir alle) haben, ist durchaus berechtigt.

In der Tat kann man dem Spiegel entnehmen, dass die betreffenden Politiker genau damit ein Problem haben:

Kläger Otto sagt: "Das Grundgesetz verbietet dem Gesetzgeber vorzuschreiben, wie viel Zeit ein Parlamentarier für sein Mandat zu verwenden hat."

Ganz recht. Kläger Otto ist offenbar jetzt schon klar, dass eine Offenlegung seiner Tätigkeiten bei seinen Wählern auf Kritik stoßen könnte.

Nebenbei bemerkt: In anderen Ländern sind die Regelungen erheblich schärfer. In Schweden ist es sogar möglich, die gesamten Einkünfte eines jeden Bürgers nachzuschlagen.

In gewisser Weise bin ich den Klägern, allen voran Friedrich Merz, sogar dankbar.

Ihre Argumente grenzen an Selbstbezichtigung, und das finde ich erhellend.

26 Juni 2007

Nicht bei Linux

Sagt ein Benutzer im Linux-Forum: "Also gut, du schreibst jetzt die Änderungen in die Konfigurationsdatei, dann machst du einen Neustart, und dann müsste das Problem behoben sein."

Sagt ein anderer Benutzer: "Neustart? Wieso Neustart? Wir sind doch nicht bei Windows."

22 Juni 2007

Schon verloren

Altermedia schreibt über den inhaftierten Holocaustleugner Germar Rudolf:

Obwohl Germar Rudolf im Gefängnis keinen Internet-Anschluß hat, wird ihm auch der Inhalt diverser Netzseiten zur Last gelegt. Offenbar glauben die Hüter der Rechtgläubigkeit, daß der Häftling telepathische Eigenschaften hat oder gar eine neue Art der Datenübertragung erfunden hat, die noch wirkungsvoller ist als wireless LAN.

Wenn ich mich recht erinnere, ist Germar Rudolf unter anderem verurteilt worden, weil er für Webseiten verantwortlich war, deren Inhalt nach deutschem Recht strafbar ist. Diese Webseiten hat er natürlich nicht erst im Gefängnis geschrieben und veröffentlicht, sondern schon vorher.

Was mich auf die Frage bringt, wie dumm man schreiben darf, damit Altermedia einen Beitrag gerade noch veröffentlicht. Anscheinend ist das nach unten offen. Hauptsache, die Meinung ist genehm.

Im Grunde ist das ja ein schöner Beleg dafür, dass die braunen Jungs einpacken können: Wir haben einfach das bessere Personal.

06 Juni 2007

Geheimwaffe

Es gibt da eine rechtsextreme Website, die unter dem Titel "Unglaublichkeiten" entweder Verwirrung stiftet oder von der Verwirrung des Autors Zeugnis ablegt; vermutlich sogar beides. Überschriften wie "Machenschaften der internationalen Judenmafia" oder "Ein offener Brief von Gerd Honsik" zeigen schnell, worum es hier geht.

Auch zum G-8-Gipfel in Heiligendamm hat der Autor Kawi Schneider einen Text produziert, der sich streckenweise liest wie eine Satire auf braune Verschwörungsfuzzis:

Der G 8 G hat einen selten beachteten Hintergrund, nämlich eine gemeinsame UFO-Angst der G 8. Wie wir wissen, sind in allen Chef-Etagen auf G-8-Höhe und knapp darunter die sogenannten Illuminaten (das heißt "Erleuchtete", die in Wahrheit "Erloschene" sind, siehe 180-Grad-Theorie) maßgeblich.

Die Illuminaten wiederum sind den maßgeblichen Numerologen hörig, die an das Erfolgsrezept glauben, durch Gebrauch der richtigen Zahlen und Buchstaben die kosmischen Gesetze auf seine Seite bringen zu können, womit jeder Mißerfolg nämlich ausgeschlossen sei.

Da die Zahl 8 nicht nur für "(hohe) Acht", "Achtung", den Buchstaben "H" usw., sondern in der Politik insbesondere für "Hitler" steht, kann man "G 8 G" mit Illuminaten-Augen lesen wie "Großes Hitler-Geheimnis", oder "G 8" wie "Geheimnis Hitler".

Das klingt wie "Schtonk Reloaded", ist aber ernst gemeint.

Falls so einer als Verfassungsfeind gelten sollte: Lasst ihn bloß in Ruhe. Bringt ihn nicht zum Schweigen. Gebt ihm jedes Podium, das er haben will. Kawi Schneider ist die Geheimwaffe der Antifa.

30 April 2007

Knast für Fummel

Ich muss noch mal auf die Konferenz der Holocaust-Leugner zurückkommen, die im letzten Jahr in Teheran stattgefunden hat. Die versammelten "Revisionisten" haben das Gastgeberland über den grünen Klee gelobt. Das klang auf Altermedia beispielsweise so:

Zum andern: Der Iran ist frei von Alkohol und Pornographie – jenen beiden Drogen, die die Köpfe und Gefühle so vieler Europäer vernebeln und den Willen – auch den politischen! – schwächen. Die iranischen Frauen tragen zwar alle ihr Kopftuch, aber in den unterschiedlichsten Formen: von nonnenhafter Strenge über würdevolle Ästhetik bis zu grossstädtischer Keckheit. Und sie sind voll integriert in das Leben, sind berufstätig und selbstbewusst.

Schon damals habe ich angemerkt, dass die Holocaust-Leugner opportunistisch sind und zu den Missständen im Iran - auch zur Verfolgung der Sufis - vermutlich schweigen würden.

Jetzt stellt sich heraus, dass die oben noch einmal zitierte Beschreibung keineswegs der Realität entspricht. Ein SPIEGEL-Artikel zum gleichen Thema trägt sogar den Titel "Peitschenhiebe für zu enge T-Shirts".

Die Äußerungen der "Revisionisten" zur Lage im Iran sind offenbar vom gleichen Realitätssinn getragen wie ihre Anmerkungen zur Geschichtsschreibung.

25 April 2007

Sport ist Mord

Einem Kommentar im "Stadtanzeiger" entnehme ich die drei goldenen Ausreden Regeln aller Hundehalter:

  1. Der tut nix.
  2. Der will nur spielen.
  3. Das hat er noch nie gemacht.

Ich weiß schon, warum ich nicht joggen gehe.

13 April 2007

Nicht mehrheitsfähig

Die NPD meldet, das Innenministerium von Sachsen-Anhalt habe die Indizierung einer NPD-Schülerzeitung beantragt, sei jedoch mit dem Vorhaben gescheitert. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien lehnte den Antrag anscheinend ab, sprach offenbar aber gleichzeitig eine deutliche Warnung aus, die von der NPD folgendermaßen zitiert und kommentiert wird:

Allerdings ließen sie auch gleich wieder mit folgenden Ausführungen den Repressions-Pferdefuß erkennen: „Inhalte derartiger Schriften vollführen eine Gratwanderung zwischen freier Meinungsäußerung und Jugendgefährdung bzw. strafrechtlicher Relevanz, die für Minderjährige schwer durchschaubar ist und damit auch die Gefahr einer dem Erziehungsziel von Kindern und Jugendlichen entgegenstehenden Einflußnahme in sich birgt. Deshalb erachtet das Gremium es als besonders wichtig und notwendig, daß Schulen –Leitung, Lehrerschaft und Elternvereine- Verteilungsaktionen von Publikationen wie der vorliegenden auf oder vor Schulhöfen intensiv überwachen, notfalls auch unterbinden und mittels pädagogischer Begleitung der Entwicklung eines einseitigen Geschichtsverständnisses entgegenwirken.“
Also, alte und neue IMs, Schnüffler und aufmerksame Bürger, sorgt dafür, daß Minderjährigen nur das zur Kenntnis gebracht wird, was unserer linken Schickeria paßt. Alles andere beschwört die Gefahr herauf, daß unbequeme Fragen gestellt werden, von Kindern und Jugendlichen. Welchen zeitgeistigen Pädagogen will man das denn zumuten ?

Die Hinweise auf strafrechtliche Relevanz und einseitiges Geschichtsverständnis legen die Vermutung nahe, dass es mal wieder um den so genannten "Revisionismus" ging, also um die Leugnung des Holocaust.

Nun kann man durchaus die derzeit bestehenden Verbote kritisieren und dennoch den "Revisionismus" als das unredliche Geschäft darstellen, das er ist.

Von der NPD ist das anscheinend nicht zu erwarten.

Außerdem wäre mir neu, dass Sachsen-Anhalt von einer "linken Schickeria" beherrscht wird. Dort regiert eine Große Koalition. Der Ministerpräsident wird von der CDU gestellt, der Innenminister von der SPD.

Wenn die Bewertung der NPD zutrifft, dann wird derzeit ganz Deutschland von einer "linken Schickeria" regiert. Wahrscheinlich sogar der größte Teil Europas.

Dies wiederum bedeutet, dass die Positionen der NPD weit und breit nicht mehrheitsfähig sind, und wenn ich mir die Verlautbarungen der Partei so ansehe, dann vermute ich: Sie ahnen das.

Dumm gelaufen.

In Anlehnung an frühere Zeiten möchte man diesen Herrschaften zurufen: "Wenn's euch hier nicht gefällt, dann geht doch nach drüben."

Nur, dass "drüben" heutzutage ein bisschen weiter weg ist als früher.

Der Iran wäre nicht schlecht.

Da dürfen sogar Holocaust-Leugner offen sagen, was sie sich so alles ausdenken.

Und das Schöne daran ist: Man hört es hier nicht mehr.

07 April 2007

Dissidenten?

Altermedia kopiert einen Artikel der taz über den Mannheimer Staatsanwalt Andreas Grossmann und sein Vorgehen gegen Holocaust-Leugner und schreibt oben drüber:

Für gewöhnlich nicht unsere Art, aber über die Feiertage sei es uns verziehen, einen Artikel auch mal vollkommen unkommentiert zu veröffentlichen. In diesem Fall handelt es sich um ein Interview der TAZ vom 5. April mit dem Staatsanwalt Andreas Grossmann. Ankläger gegen die gerade erst „verknackten“ Geschichtsdissidenten Ernst Zündel und Germar Rudolf.

Ernst Zündel und Germar Rudolf sind keine Geschichtsdissidenten, sondern Lügner und Fälscher, und sie haben ein Problem mit der Realität.

Man kann einen "Revisionisten" einen Geschichtsfälscher nennen und trotzdem finden, dass er wegen seiner Lügen nicht eingesperrt werden dürfe.

Andererseits kann man sich am braunen Amoklauf gegen die Wirklichkeit beteiligen und "Revisionismus" mit historischem Wissen verwechseln.

Falls man gerade mal Lust hat, den Nationalsozialismus reinzuwaschen.

02 April 2007

Scharfe Werbung

Wir haben einen kleinen Aktenvernichter angeschafft. Das Ding wurde in einem bunten Karton geliefert. Oben drauf stand: "Personal Shredder."

Einsparungen, na gut. Aber ich finde, das geht jetzt etwas zu weit.

01 April 2007

Falschmeldung (2)

Politiker aller Fraktionen haben sich einstimmig gegen ein Verbot von Killerspielen ausgesprochen. Als Begründung wurde genannt, dass es keinerlei Hinweise für einen Zusammenhang zwischen Killerspielen und tatsächlicher Gewalt gebe. Beweiskräftige Studien zu diesem Thema lägen derzeit nicht vor.

Politiker aller Fraktionen haben sich einstimmig für ein Tempolimit ausgesprochen. Aus überzeugenden Untersuchungen gehe eindeutig hervor, dass ein allgemeines Tempolimit den Verkehrsfluss verbessere, die Unfallzahlen senke und einen Beitrag zum CO2-Ausstoß leiste.

Wie?

Ach ja, richtig.

Es war genau anders herum.

28 März 2007

Gute Sache?

Als vor einiger Zeit die Einführung einer EU-Verfassung diskutiert wurde, dachte ich spontan: Es kann doch nur gut sein, wenn es eine gemeinsame europäische Verfassung gibt. Das ist eine konsequente Weiterentwicklung, und vielleicht gelingt es dann sogar, die Rechtssprechung der europäischen Staaten weiter anzugleichen. Mehr Rechtssicherheit für die Bürger, Schlupflöcher für Betrüger werden gestopft. Eine gute Sache, dachte ich.

Bis ich diesen Artikel hier gelesen habe:

Verfassungsfeinde feierten in Berlin

Ich fürchte, ich muss die gute Sache in Zukunft wohl doch etwas kritischer betrachten.

25 März 2007

Was ein rechter Held ist

Altermedia berichtet über einen Prozess in Koblenz gegen rechtsextremistische Gewalttäter, die einige Punker überfallen hatten.

Der Artikel lässt keinen Zweifel daran, was man zu tun hat, wenn man von Altermedia gelobt werden will: Gewalt anwenden und hinterher mannhaft leugnen oder sich sogar trotzig zu der Tat bekennen, aber keinesfalls Reue zeigen. Wer Reue zeigt und mit den Ermittlungsbehörden oder dem Gericht kooperiert, biete ein armseliges Bild, und bei solchen Leuten "ist es vermutlich besser, man trennt sich bei Zeiten von ihnen, eh man später ein noch böseres Erwachen bekommt."

Wirklich interessant ist aber, was nicht in diesem Beitrag steht. Er enthält keinerlei Distanzierung von oder Kritik an braunen Schlägern. Der Artikel ist - wenngleich indirekt und nicht offen ausgesprochen - ein klares Bekenntnis zur Gewaltanwendung.

An dieser Stelle muss man an das Geheule erinnern, das diese braunen Hampelmänner angestimmt haben, als Zündel oder Rudolf wegen ihrer Holocaust-Leugnerei ins Gefängnis gesteckt wurden.

Wie? Leute überfallen, die einem nicht passen, das geht in Ordnung, bloß einsperren darf man sie nicht?

Ach, so.

Die übliche braune Heuchelei.

23 März 2007

Bewusstseinswandel

In Europa sterben jedes Jahr 7000-8000 Menschen am Konsum illegaler Drogen.

In Deutschland sterben jedes Jahr 150.000 oder mehr Menschen am Konsum legaler Drogen.

Wissenschaftler fordern einen Bewusstseinswandel.

Zeit wird's.

22 März 2007

Faustrecht

Um meine eigene Frage zu beantworten: Nein, wir sind nicht in Amerika. Ein Glück.

Verbieten, verbieten! (2)

Wetten, dass die Reaktion der Politiker in diesem Fall ganz anders aussieht als bei Computerspielen?

Gewaltbereitschaft kann auch durch Lektüre von Texten verstärkt werden

21 März 2007

18 März 2007

Himmel, hilf!

Was ist eigentlich davon zu halten, wenn ein fundamentalistischer Gottesstaat Atomwaffen besitzt?

Eine erschreckende Vorstellung. Atomwaffen in den Händen religiöser Eiferer, das ist eine gefährliche Mischung. Deshalb müssen wir zu verhindern versuchen, dass der Iran Atomwaffen baut.

Iran?

Wieso Iran?

Wie konsequent die Kreationisten und ID-Ideologen in den letzten Jahren zumindest ihren Plan umsetzen, beweist der Blick auf die jüngste Geschichte. (...) In Kansas wurde 1999 die Evolutionslehre sogar vom Lehrplan der Schulen gestrichen, um dann 2002 wieder eingeführt zu werden (...) Heute ist es in Kentucky etwa längst gang und gäbe, Buchseiten zum Thema Urknall zu verkleben oder, so geschehen in Georgia, das komplette Kapitel "Über die Entstehung des Lebens" aus den Grundschulbüchern zu verdammen. Ja, mittlerweile scheuen sich sogar renommierte US- Schulbuchverlage davor, den Namen Charles Darwins überhaupt zu erwähnen.

05 März 2007

Geschwätzige Umwelt

Unsere Umgebung wird geschwätzig. Neben sprechenden Pissoirs gibt es auch Überwachungskameras, die Verkehrsteilnehmer per Lautsprecher zur Ordnung rufen.

Natürlich sind die Anlagen vernetzt, und dank IPv6 wird irgendwann jeder Topf seine eigene IP haben. Was im Netz ist und eine IP hat, kann allerdings auch gehackt werden. Die Folgen sind unabsehbar.

Sagt die Verkehrsampel: "Nix da, ich bleibe rot. Gehen Sie zurück und ziehen Sie ordentlich ab, und wenn Sie noch mal im Stehen pinkeln, schicke ich das Überwachungsvideo ans Umweltamt."

Was im Fall der Fälle vermutlich noch eine der harmloseren Varianten wäre.

21 Februar 2007

Verbieten, verbieten!

Die Westfälische Rundschau meldet, an den diesjährigen Karnevalstagen habe es mehr Gewalttaten als früher gegeben. Eine Polizeisprecherin wird zitiert:

"Das ist eine grundsätzliche Tendenz, die Gewaltbereitschaft steigt"

Angereichert wird der Bericht durch konkrete Beispiele aus Dortmund, Köln und Düsseldorf. Allein Köln seien während der Karnevalstage 347 Fälle von Körperverletzung registriert worden.

Wie es scheint, mutiert die Fernsehübertragung des Rosenmontagszuges allmählich zum Killervideo des Kleinbürgertums.

Eine Gesetzesvorlage, nach der Pappnasen, Funkenmariechen und Narhalla-Märsche zu verbieten wären, dürfte momentan aber nicht mehrheitsfähig sein.

14 Februar 2007

Was ist pervers?

Ich weiß, ich wiederhole mich. Die Geschichte wiederholt sich leider auch.

Einer amerikanischen Lehrerin ist etwas Dummes passiert - sie kennt sich nicht mit Computern aus und war hilflos, als auf dem PC im Klassenzimmer plötzlich Porno-Popups aufgegangen sind, die sie nicht mehr schließen konnte.

Die Schulleitung musste zugeben, dass der Computer nicht auf dem neuesten Stand war; eine funktionierende Firewall gab es wohl auch nicht.

Dumm gelaufen, aber so etwas kann passieren, könnte man sagen - wenn der Lehrerin nicht theoretisch bis zu 40 Jahre Haft drohen würden: Sie hätte "Elf- und Zwölfjährigen absichtlich oder - vielleicht - fahrlässig mit Pornographie statt mit Englischunterricht behelligt", heißt es.

Begründung: Die Kinder könnten seelischen Schaden erlitten haben.

Falschmeldung des Tages: Die US-Waffenlobby stellt ab sofort jegliche Werbung für Schusswaffen ein, um Kinder und Jugendliche vor schädlichen Einflüssen und Ideen zu schützen. In einem zweiten Schritt soll ein Verbot sämtlicher Schusswaffen erwirkt werden, denn durch fahrlässigen Umgang mit Waffen werde Kindern und ihren Angehörigen großer seelischer Schaden zugefügt.

Leider keine Falschmeldung: Jahr für Jahr sterben in den USA etwa 30.000 Menschen durch Schusswaffen, darunter mehr als 2000 Kinder.

Die Frage, was pervers ist, wird je nach Blickwinkel sehr unterschiedlich zu beantworten sein.

10 Februar 2007

Zensur per Abmahnung

Gerade lese ich eine Meldung über den Fraktionsvorsitzenden der NPD im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, Udo Pastörs. Er ließ offenbar mit einer einstweiligen Verfügung eine satirische Website schließen, auf der echte Zitate von ihm zu finden waren. Inzwischen sind die Betreiber auf eine neue Adresse ausgewichen.

Aus diesem Beitrag geht auch hervor, dass Udo Pastörs hier und dort gewisse Zweifel an der Realität des Judenmordes erkennen lässt.

Mal ganz wild spekuliert: Wenn Pastörs es für richtig hält, in der politischen Auseinandersetzung eine Satire mit Hilfe der Gesetzgebung dieses Rechtsstaates zu unterbinden, dann dürfte er doch eigentlich nichts dagegen haben, dass derselbe Rechtsstaat Ernst Zündel für seine Holocaustleugnerei ins Gefängnis steckt?

Noch wilder spekuliert: Vielleicht meint Pastörs aber auch, Ernst Zündels gesammelte Geschichtsfälschungen dienten der Wahrheit, während die Veröffentlichung der tatsächlich von Pastörs stammenden Zitate irgendwie unanständig sei.

05 Februar 2007

Cyber-Rambo

Die geplante Online-Durchsuchung ist der kleinere Skandal. Der Bundesgerichtshof hat dieses Vorhaben als nicht rechtmäßig beurteilt, und damit sollte das vom Tisch sein. Ist es aber nicht.

Der größere Skandal ist, dass Innenminister Schäuble die Gesetze ändern möchte. Dabei legt er offenbar die Mentalität eines Nadelstreifen-Rambo an den Tag: Wenn uns Grundrechte und Gesetze nicht passen, dann machen wir uns das eben passend.

Diese laxe Einstellung gegenüber zentralen Persönlichkeitsrechten (Unverletzlichkeit der Privatsphäre) bei einem Innenminister, der die Grundrechte hüten und nicht aushöhlen soll, ist höchst bedenklich.

Ein Witz ist das Vorhaben sowieso. Ein gut abgesicherter Heimcomputer mit Virenscanner und Firewall ist von außen nicht zu knacken. Ohne aktive Mitwirkung des Betroffenen - z.B. Öffnen eines Email-Anhangs, der einen Trojaner einschleust - können die Behörden nicht eindringen. Die Methode entspricht in technischer Hinsicht exakt dem, was die Online-Ganoven tun, die Bankdaten ausspähen oder Computer für ihre Botnetze kapern wollen.

Stillschweigend wird dabei außerdem unterstellt, es müsse sich um Windows-Rechner handeln.

In ein paar Jahren macht man sich womöglich schon allein dadurch verdächtig, dass man Linux benutzt und damit der amtlichen Schnüffelsoftware von vornherein den Zugang verwehrt.

Ein kleines und kostenloses Tool, das einen gewissen Aufschluss darüber gibt, mit welchen Gegenstellen sich der Computer verbindet, ist Active Ports. Es bietet keine absolute Sicherheit (man weiß naturgemäß nie, was dem Tool entgeht und was man übersieht), es kann aber durchaus einige erste Hinweise auf einen Trojanerbefall geben, und es zeigt auch, welche Programme wann nach Hause telefonieren.

03 Februar 2007

Spam geht alle an

Heise berichtet über einen niederländischen Spammer, der wegen Versendung von mindestens neun Milliarden Reklame-Emails ein Bußgeld von 75.000 Euro zahlen muss.

Es ist erfreulich, dass so etwas geahndet wird, aber bei solchen Meldungen wird leider häufig nicht erwähnt, wie Spammer arbeiten - und das geht alle an.

Die professionellen Spam-Versender benutzen nämlich normalerweise nicht ihre eigenen Rechner, sondern Bot-Netze. Das sind Netzwerke von gekaperten, ferngesteuerten Rechnern. Nicht wenige davon sind private Computer von ahnungslosen DSL-Flatrate-Kunden. Heutige Rechner sind leistungsfähig genug, um pro Stunde ein paar hundert Spam-Emails im Hintergrund zu versenden, ohne dass der Anwender etwas davon bemerkt.

Glücklicherweise kann man etwas tun:

  • Das Betriebssystem immer auf dem neuesten Stand halten, alle Sicherheitsupdates einspielen
  • Über kostenlose, sichere Alternativen zum Internet-Explorer nachdenken. Firefox, Opera und SeaMonkey sind benutzerfreundlich und haben von vornherein einige Sicherheitslücken nicht, die beim IE erst gestopft werden müssen.
  • Zum Email-Programm Outlook Express, das teilweise die Funktionalität des IE nutzt, gibt es die kostenlose, leicht zu bedienende Alternative Mozilla Thunderbird.
  • Mit ein paar Klicks ein kostenloses Virenschutzprogramm wie Avira Antivir installieren.

Der wichtigste Punkt ist natürlich das richtige, vorsichtige Verhalten. Dazu gehört auch: äußerste Vorsicht bei Datei-Anhängen in Emails. Auch dann, wenn der Absender (scheinbar) bekannt ist. Die Absenderadresse lässt sich nämlich mühelos fälschen.

Es ist nicht nur meine Privatsache, wenn mein Computer von einem Botnetz übernommen wird, zu dem zehntausende oder sogar hunderttausende von Computern gehören können. Es ist auch für andere schädlich, denn wenn ich nichts unternehme, um meinen Rechner abzusichern, ärgern sich tausende Empfänger über den Werbemüll, der ohne mein Wissen über mein gekapertes System versendet wird.

Falls es doch mal passiert ist: Es gibt einige Hilfsmittel, mit denen man die Infektionen erkennen und beseitigen kann:

Artikel und Test von ZDNet

Sehr nützlich ist auch HijackThis, das aber nur von erfahrenen Anwendern benutzt werden sollte.

Der nackte Zauberlehrling

Der Harry-Potter-Darsteller Daniel Radcliffe tritt in einem Theaterstück nackt auf. Die Westfälische Rundschau zitiert am 1. Februar 2007 eine besorgte Mutter:

"Wie kann ich jetzt noch mit meiner 14-jährigen Tochter in den nächsten Potter-Film gehen?"

Die Tochter wird nicht zitiert, hätte aber womöglich gesagt: "Stimmt. Lass uns lieber Theaterkarten kaufen."

Mangelnde Reiselust

Die US-Reisebranche möchte mit neuen Webseiten etwas gegen die rückläufigen Besucherzahlen unternehmen. Seit den Anschlägen am 11. September 2001 seien die Besucherzahlen um 17% zurückgegangen.

Die Meinung über das Land sei nach einer Reise in der Regel viel freundlicher sei als bei Menschen, die noch nie dort gewesen sind.

Das trifft nicht ganz den Kern. Ich war schon mehr als ein halbes Dutzend Mal in den USA und fahre seit einiger Zeit nicht mehr hin - aber nicht etwa, weil ich Angst vor Anschlägen hätte, und ganz sicher nicht, weil ich Land und Leute auf einmal nicht mehr mag.

Neue Webseiten? Wie wär's denn mal mit einer neuen Politik?

21 Januar 2007

Abmahnungen vom Mediamarkt

Der Mediamarkt hat anscheinend einen Blogger abgemahnt, der das Firmenlogo in unverkennbar satirischer Absicht verfremdet hat. So etwas ist normalerweise vom theoretisch sehr weit gefassten Kunstvorbehalt bzw. dem Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt.

Normalerweise.

Normalerweise müsste man da einfach sagen können: Da widerspreche ich, dann sollen sie klagen, und den Prozess werden sie verlieren.

Normalerweise.

Wenn aber (was ich hier vermute) ein großes Unternehmen den Streitwert hoch genug ansetzt, bekommt ein kleiner Blogger Angst und knickt ein. Dass so etwas passiert, ist menschlich verständlich, aber für die demokratische Kultur unseres Landes eine Katastrophe.

Wenn unsere Politiker so demokratisch wären, wie sie tun, müssten sie bei jedem derartigen Fall - und es gibt viele - Alarm schlagen und über Gesetze nachdenken, die so etwas verhindern. Offenbar denken sie lieber über Gesetze gegen Killerspiele nach, die der Demokratie weit weniger schaden als ein formal zulässiger, aber politisch und moralisch zu verurteilender Eingriff in die Grundrechte.

Glücklicherweise bin ich nicht auf die Politiker angewiesen, ich kann auch als Einzelner etwas tun. Falls ich mal wieder elektronische Geräte einkaufe, werde ich sehr genau abwägen, wem ich mein Geld gebe. Ich bin doch nicht blöd.

18 Januar 2007

In vielen Gebieten aktiv

Eine Freundin macht mich auf einen Beitrag von azonline aufmerksam:
Ohne namhafte Schäden anzurichten, hat der Sturm «Jürgen» in der Nacht auf Heute die Schweiz überquert.
Davon wusste ich zwar noch nichts, aber was soll's. Kyrill? Wer ist Kyrill?

11 Januar 2007

Hauptsache gut versichert

Eine Meldung auf Welt-Online scheint zu belegen, dass die Anzeigenschaltung von Google ausgesprochen intelligent auf das jeweilige Umfeld reagiert.

10 Januar 2007

Todesstrafe, voll integriert

Eine aktuelle Meldung gibt Anlass, noch einmal auf die Berichterstattung von Altermedia über die Holocaust-Leugner-Konferenz in Teheran zurückzublicken. Der Schweizer Neonazi Bernhard Schaub schrieb dort:
Zum andern: Der Iran ist frei von Alkohol und Pornographie – jenen beiden Drogen, die die Köpfe und Gefühle so vieler Europäer vernebeln und den Willen – auch den politischen! – schwächen. Die iranischen Frauen tragen zwar alle ihr Kopftuch, aber in den unterschiedlichsten Formen: von nonnenhafter Strenge über würdevolle Ästhetik bis zu grossstädtischer Keckheit. Und sie sind voll integriert in das Leben, sind berufstätig und selbstbewusst.
Die erwähnte aktuelle Meldung erschien am 10. Januar 2007 in Spiegel-Online. Es geht dort um eine junge Iranerin, die zum Tode verurteilt wurde, weil sie ihren Vergewaltiger in Notwehr getötet hatte. Die Richter sollen zu ihrem Urteil erklärt haben:
"Ein Exempel, damit keine Frau es mehr wagt, ihre Hand gegen einen Mann zu erheben"
Die Frau sitzt seit Anfang 2006 in Haft. Ende 2006 fand die Konferenz der Holocaust-Leugner in Teheran statt. Sie haben natürlich nicht gegen dieses Urteil protestiert. Das kann man aber verstehen: Den Judenmord wegdiskutieren, das ist schon anstrengend genug. Da muss man sich nicht auch noch mit moralischen Grundsätzen belasten.

04 Januar 2007

Geld her

Einerseits: Irgendein Gauner hat versucht, vom Konto einer Freundin fast 3000 Euro für ein Ebay-Geschäft abzubuchen, das sie garantiert nicht getätigt hatte.

Andererseits: Eine australische Bank hat eine Kreditkarte für eine Katze ausgestellt.

Jetzt müsste mir nur noch ein ironischer Kommentar einfallen, der die beiden Ereignisse miteinander verbindet.

War leider doch nicht ganz so lustig. Aber immerhin, gut zu wissen: Viele Polizeibehörden nehmen inzwischen Online-Anzeigen entgegen.