29 Oktober 2006

Geburtstag

Oh, wie reizend. Altermedia schreibt unter dem Titel "Unser Geburtstagskind des Monats" über Joseph Goebbels, er habe zu den umstrittensten Gestalten der deutschen Geschichte gehört. Besonders hübsch ist die Bemerkung, Goebbels sei nicht feige gewesen, denn: "Gemeinsam mit seiner Familie wählte er 1945 in den Trümmern der Reichskanzlei den Freitod, der ihm besser dünkte als eine kurze qualvolle Verlängerung seines Daseins bis zur Siegerjustiz von Nürnberg."

Als ob er davon gewusst hätte. Geht's noch dümmer?

Ja, das geht, und zwar ein paar Zeilen vorher: "Nein, wir haben es nicht nötig, Goebbels zu rehabilitieren, das tun seine Gegner selber."

Aber eigentlich müssten die Netznazis Goebbels ja sogar hassen, denn der Mann hat in seinen Tagebüchern Klartext geschrieben:
Aus dem Generalgouvernement werden jetzt, bei Lublin beginnend, die Juden nach dem Osten abgeschoben. Es wird hier ein ziemlich barbarisches und nicht näher zu beschreibendes Verfahren angewandt, und von den Juden selbst bleibt nicht mehr viel übrig. Im großen kann man wohl feststellen, daß 60 Prozent davon liquidiert werden müssen ...
-Goebbels-Tagebücher, 27.3.1942

Ach, nein, halt - wahrscheinlich hat Goebbels dies nur aufgeschrieben, weil er vorher gefoltert worden ist.

28 Oktober 2006

Neulich im Baumarkt

Wie GMX berichtet, setzt ein Toom-Baumarkt in Thüringen den Roboter Scitos G5 zur Kundenbetreuung ein. Der elektronische Helfer wartet am Eingang, der Kunde kann auf einem Display den gewünschten Artikel eingeben und sich vom Roboter zum Standort des Artikels führen lassen.

Weiter heißt es dort, die zukünftigen Modelle sollen den Kunden erklären, wie man Wasserrohre verlegt oder Zäune baut.

Da tun sich neue Geschäftsfelder auf. Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis die Unterwelt reagiert und Modelle wie "Klaubot v1.1" auf den Markt wirft.

Ich fürchte, das Strafgesetzbuch muss bald um neue Tatbestände und Strafrahmen ergänzt werden:

§ 22300: Schwerer Cyberdiebstahl
Strafmaß: Widerstand nicht unter 1000 Kiloohm, im Wiederholungsfall droht Lötkolben, in besonders schweren Fällen Entzug des Arbeitsspeichers.

27 Oktober 2006

Leicht benebelt

 Einerseits:
In einigen Wochen jährt sich in Dresden wieder der Jahrestag des Bombenholocaustes von 1945 bei dem anglo-amerikanische Terrorflieger über 200.000 Menschen in den Tod bombten. (24.1.2003)
Andererseits:
(...) Juden, die während des Dritten Reiches aufgrund zeitlicher Unbilden ihre Wohnorte verlassen mußten (27.10.2006)
Braune Gelegenheitsprosa bei Altermedia. Die Zahl der Toten in Dresden während der Luftangriffe der Alliierten stimmt natürlich auch nicht.

Der kleine Unterschied

In Texas wurde eine Lehrerin entlassen, nachdem ihre Schüler im Museum ein Stück marmorne Anatomie gesehen hatten.

In Pompeji werden gerade Wandbild-Pornos aus der Römerzeit restauriert.

Auf dem Campus der Stockholmer Uni finden Sex-Tage statt.

Ich weiß, ich weiß. Die amerikanischen Kinder und Jugendlichen müssen vor schädlichen Einflüssen beschützt werden, und eine Statue in einem Museum ist allemal gefährlicher als das gesamte Arsenal der amerikanischen Waffenlobby. Was aus der Mündung einer Waffe geflogen kommt, zählt eben nicht als gefährlicher Einfluss, sondern höchstens als bedauerlicher Kollateralschaden.

Die auf diese Weise zu Tode beschützten Kinder, in den USA sind es jedes Jahr mehrere tausend, können durch Museumsbesuche jedenfalls nicht mehr gefährdet werden.

Keller ok

In den USA hat ein Wissenschaftler mathematisch nachgewiesen, dass es keine Vampire geben kann. Prima. Da läuft das Bierholen im Keller doch gleich viel entspannter ab.

26 Oktober 2006

'Recht statt Rache'

Unter diesem Motto stand am 14.10.2006 die NPD-Kundgebung am Schauplatz der Nürnberger Prozesse (vgl. auch die Berichterstattung bei redok). Der NPD-Vorsitzende Udo Voigt meinte dort in seiner Ansprache:
1945 standen nicht nur ein paar Männer vor einem Pseudotribunal, sondern ein einzigartiger europäischer Lebensentwurf wurde vom Bolschewismus und von den liberalistischen USA unterjocht und 'abgeurteilt.'
Der "Lebensentwurf" war der Führerstaat unter Adolf Hitler, der zu diesem Zeitpunkt schon eine ganze Weile tot war.

Er hat schon damals etwas streng gerochen, dieser "Lebensentwurf". Das ist bis heute nicht besser geworden.

24 Oktober 2006

And the winner is ...

Nach der erfolgreich demonstrierten Manipulation von Wahlmaschinen ist jetzt in Chicago die Wählerdatenbank gehackt worden.

Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis in den Wahlcomputern die ersten Viren und Würmer auftauchen. Die nächste US-Regierung könnte dann etwa so aussehen:
Präsident: Male Enhancement
Stellvertreter: CONTROL YOUR WEIGHT!!
Sport und Freizeit: Lucky Nugget
Finanzen: Mortgage Approved
Gesundheit: Sildenafil Xanax
Bildung: UNIVERSITY DIPLOMAS
Außenminister: son of governor of lagos state of nigeria
Verteidigung: W32.Beagle.W@mm

15.361

rechtsextreme Straftaten gab es laut Bundesamt für Verfassungsschutz im Jahr 2005, rund 27 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Selbst wenn man die gewaltlosen Propagandadelikte (wie Holocaustleugnung) nicht berücksichtigt, sind die Zahlen beunruhigend: Es gibt in Deutschland etwa 10.000 gewaltbereite Rechtsextremisten, und die Zahl der rechtsextremistischen Gewalttaten hat um 23% zugenommen.

Ich vermute, die gewaltbereiten Rechtsextremisten waren schon vorher da, aber erst seit den Wahlerfolgen der NPD traut sich der Mob auf die Straße.

Schützenhilfe bekommen die braunen Banden - gewollt oder ungewollt - von Leuten wie Hans-Helmuth Knütter, die ausschließlich auf die Gefahr von links hinweisen.

Nun hat Knütter seine Webseite Links enttarnt offenbar seit Oktober 2004 nicht mehr aktualisiert.

Was soll er auch schreiben, wenn die Realität nicht mehr zum Vorurteil passt?

22 Oktober 2006

Beruhigt

Große Erleichterung: Auf der Liste der 20 schlechtesten Videospiele aller Zeiten ist keins meiner Lieblingsspiele zu finden.

Endlich mal was richtig gemacht. So müsste jeder Sonntag sein.

21 Oktober 2006

Klar abgegrenzte Tuchfühlung

Der Grabert-Verlag veröffentlicht im Heft 2/2006 der Schriftenreihe "Deutschland in Geschichte und Gegenwart" einen Beitrag des Holocaust-Leugners Claus Nordbruch.

Das ist für sich genommen noch nicht weiter erstaunlich.

Nun publizieren bei Grabert aber auch Autoren, die angeblich mit Rechtsextremismus nichts zu tun zu haben - beispielsweise Hans-Helmuth Knütter, der CDU-Politiker Heinrich Lummer, der ehemalige Brigadegeneral Reinhard Uhle-Wettler und Olaf Rose, der inzwischen als Berater für die NPD tätig ist.

Irgendwie sind mir die scharfen Distanzierungen einiger Leute von dem fragwürdigen Umfeld, in das der Verlag sie da bringt, völlig entgangen.

19 Oktober 2006

Immer feste druff

In der Nähe der Ostseeinsel Usedom feuerte die polnische Grenzwacht Warnschüsse oder Leuchtraketen auf das deutsche Ausflugsschiff "Adler-Dania" ab, nachdem sich der Kapitän geweigert hatte, das Schiff wegen Verdachts auf Steuerhinterziehung von polnischen Beamten durchsuchen zu lassen.

Die Darstellungen der Ereignisse weichen voneinander ab, und die Beteiligten suchen jetzt eine Lösung.

Ich wüsste da schon was.

Faul, aber glücklich

Telepolis schreibt unter dem Titel Glückliche Schüler erzielen schlechtere Leistungen, die Leistungen von Schülern seien dort besonders schlecht, wo die Zufriedenheit besonders hoch sei.

Schade. Wenn ich an meine alten Schulzeugnisse denke, muss ich mich wohl damit abfinden,  dass ich die glücklichste Zeit meines Lebens hinter mir habe.

18 Oktober 2006

Apfel mit Wurm

Im Rahmen eines Gewinnspiels verteilte McDonalds in Japan 10.000 MP3-Player, die mit einem Trojaner infiziert waren.

Nach McDonalds war jetzt Apple an der Reihe: Einige iPods wurden mit einem Windows-Wurm ausgeliefert.

Ein Player mit vorinstalliertem Wurm, der sich per USB auf den PC ausbreitet - das finde ich wirklich praktisch. Da spart man sich doch glatt die Mühe, erst eine Internetverbindung aufzubauen.

Impressumspflicht

Der BGH hat mit Urteilsverkündung vom 20.7.2006 entschieden, dass auch ein über zwei Links erreichbares Impressum auf Webseiten noch den einschlägigen Bestimmungen entspricht.

Es ist erfreulich, dass sich umso mehr der gesunde Menschenverstand durchsetzt, je höher die Instanzen sind, die sich mit einem Fall befassen.

Die Frage, die sich mir dabei gestellt hat, war die, wie es denn bei Printmedien aussieht. Wenn ich dort das Impressum sehen will, finde ich im Inhaltsverzeichnis die Seitenzahl des Impressums, das ich im zweiten Schritt aufschlagen kann. Dieser Ablauf in zwei Schritten gilt jetzt sinngemäß auch für das Auffinden des Impressums einer Website. Damit herrscht endlich Klarheit, und den Abmahngeiern ist ein Ansatzpunkt entzogen.

17 Oktober 2006

Auf das Biotop kommt es an

Die braune Betroffenheitspostille "Altermedia" zitiert den Neonazi-Anwalt Rieger und kommentiert wie folgt:

„Wenn der Heisenhof brennt, dann brennst Du auch. Ich werde dich auf einen Grill legen und langsam durchbraten.” Eine Äußerung, die sicher diskussionswürdig ist, aber durchaus auf begründeten Befürchtungen Riegers beruht. So gab es in der Vergangenheit sehr wohl Versuche von linker Seite den Heisenhof anzuzünden. Auch die Fahrzeugsammlung Riegers war bereits Opfer eines linken Terroranschlags geworden.

Diese Sprachregelungen sind seltsam. Wenn jemand Riegers Fahrzeuge anzündet, dann ist das Brandstiftung und Sachbeschädigung, aber kein Terrorismus. Wenn Rieger jemandem sagt, er wolle ihn grillen, dann ist das eine Morddrohung und keine diskussionswürdige Äußerung.

"Altermedia" hat anscheinend ein äußerst fragwürdiges Verhältnis zu Gewalt und Gewaltandrohungen. Zumindest dann, wenn die Täter aus dem bevorzugten Biotop kommen.

Falschfahrer

Wolfgang Bosbach

Der innenpolitische Sprecher der Union, Wolfgang Bosbach, fordert Auflagen für Sexualstraftäter:

Wolfgang Bosbach zufolge sollen Sexualstraftäter, die ihre Strafe verbüßt haben, anschließend weitere Auflagen für ihr Leben außerhalb des Gefängnisses bekommen. So sollen sie weder ein Auto besitzen, noch fahren dürfen. Grund sei, dass die meisten Sexualstraftaten mithilfe eines Fahrzeugs vorbereitet und begangen würden.

Die Voraussetzungen sind falsch, und deshalb stimmt die Schlussfolgerung nicht:

Untersuchungsergebnisse zeigen, dass sich sexueller Missbrauch mehrheitlich in der Wohnung des Kindes abspielt, also der Täterkreis in großem Masse im direkten Umfeld des Kindes zu finden ist. Die am häufigsten zur Aufdeckung gebrachte Form ist der sexuelle Missbrauch der Tochter durch den Vater. Die tatsächlich häufigere Form scheint aber sexueller Missbrauch durch ältere Geschwister zu sein.
Jedes Jahr werden in Deutschland laut Statistik des Bundeskriminalamtes über 15.000 Kinder unter 14 Jahren sexuell misshandelt. Experten schätzen die Dunkelziffer bei etwa 90%. Kindesmissbrauch kommt so häufig vor, dass man davon ausgehen kann, dass in jeder Kindergartengruppe, in jeder Schulklasse, in jeder Nachbarschaft oder Verwandtschaft, misshandelte Kinder zu finden sind. Fast immer handelt es sich dabei um einen sexuellen Missbrauch. Lange Zeit wurde dieses Thema kaum öffentlich diskutiert und sogar heimlich gebilligt. Da die Täter häufig aus dem unmittelbaren familiären Umfeld der Kinder stammen, werden viele Fälle gar nicht, oder erst sehr viel später angezeigt, wenn die Kinder das Elternhaus verlassen haben.

Denkt man Bosbachs Vorschlag konsquent weiter, dann müsste man für diesen Personenkreis vor allem ein Familienverbot erlassen.

Noch weiter gedacht: Im Sinne der Prävention sollte man am besten das bürgerliche Familienleben gleich ganz verbieten, denn damit wird einem großen Teil der Sexualstraftaten das Umfeld genommen.

Das ist natürlich nicht machbar, also verbieten wir einfach mal die Benutzung von Autos. Ansonsten bleibt halt alles, wie es ist.

16 Oktober 2006

Gesinnungskriminelle

Was ist ein Krimineller? Das ist jemand, der ein Verbrechen begeht und bestraft wird.

Was ist ein Gesinnungskrimineller? Das ist jemand, der eine unbequeme Ansicht vertritt und bestraft wird.

Rechtsextremisten beklagen, dass Holocaust-Leugner wegen ihrer Äußerungen belangt werden - sie nennen das "Gesinnungsstrafrecht". Auch der braune Online-Dienst "Altermedia" vertritt diese Position.

Man muss das noch einmal ganz deutlich sagen: Rechtsextremisten halten es für falsch, jemanden wegen seiner Gesinnung zu kriminalisieren.

Es sei denn ...

Gegenwärtige Haupzielscheibe personifizierter politischer Abneigung für linke Gesinnungskriminelle ist gegenwärtig wohl der Landtagsfraktionschef der NPD in Schwerin, Udo Pastörs (...)
- Altermedia Deutschland, 16.10.2006

Und jetzt bin ich sehr gespannt, ob die sächsische NPD-Fraktion, die sonst zu jedem Furz eine Presseerklärung herausgibt, entschieden Stellung bezieht, weil eine solche Haltung doch undemokratisch sei, und weil sich die NPD als demokratische Kraft vor diesen Karren nicht spannen lassen wolle.

Von einer distanzierenden Stellungnahme bei "Altermedia" mal ganz zu schweigen.

Revolutionär, oder was?

Der Onlinedienst "Altermedia" schreibt ein Zitat von George Orwell in seine Kopfzeile:
In einer Zeit des Universalbetruges, ist die Wahrheit zu sagen eine revolutionäre Tat
Und dann fordert er zur Unterstützung des einsitzenden Holocaust-Leugners Germar Rudolf auf und vergisst dabei zu erwähnen, dass Rudolf in seinen Publikationen nicht immer die Wahrheit gesagt hat.

Na gut, reden wir Klartext: Germar Rudolf hat gelogen und Quellen gefälscht.

Man kann durchaus Germar Rudolfs Inhaftierung wegen seiner Auschwitzleugnerei kritisieren und sich gleichzeitig von dem Unfug distanzieren, den er geschrieben hat.

So differenziert werden die "Wahrheitssucher" von Altermedia mit Holocaust-Leugnern aber garantiert nicht umgehen. Sie setzen den Holocaust nämlich auch selbst in Anführungszeichen und finden das vermutlich revolutionär.

Das ist aber nichts Neues - bei Rechtsextremisten und Auschwitzleugnern gilt schon seit jeher der Primat der Meinung über die Wirklichkeit.

15 Oktober 2006

Zündelkram

Ingrid Rimland-Zündel, die Ehefrau des einsitzenden Holocaust-Leugners Ernst Zündel:
Das Menschenrecht des Zweifelns wird in der BRD in Sachen Holocaust mit Gefängnis bestraft! Freie Holocaust-Wissenschaft ist verboten.
Ernst Zündel einige Jahre vor seiner Inhaftierung:
Ban Schindler's List

14 Oktober 2006

Alles Banane

Eine 14-jährige Schülerin wurde von US-Geheimdienstlern im Klassenraum festgenommen und abgeführt, weil sie den US-Präsidenten Bush kritisiert und auf einer Chat-Seite eine Collage mit der Aufschrift "Kill Bush" veröffentlicht hatte.

Man mag das geschmacklos finden, aber solche Äußerungen sind normalerweise als "free speech" dank der sehr weit reichenden amerikanischen Verfassung zulässig.

Möglicherweise brechen jetzt aber andere Zeiten an. Bürgerrechtler kritisieren schon eine ganze Weile die Beschneidung von Freiheitsrechten unter Bush. Wenn das so weitergeht, können ein paar Leute möglicherweise bald ihre Bananen einpacken.

Energiekosten

Die NPD setzt sich im Sinne der Verbraucher für niedrige Energiekosten ein:
NPD will Strompreise senken – Altparteien lehnen ab

Die NPD-Fraktion beantragte heute im Sächsischen Landtag, die Anträge der Energiekonzerne auf eine Erhöhung ihrer Strompreise abzulehnen.

Mit dem Antrag sollte die Staatsregierung auch dazu aufgefordert werden, sich dafür einzusetzen, daß durch das Einschreiten der Bundesnetzagentur bedingte Strompreissenkungen wirklich beim Verbraucher ankommen.
(...)
Dresden, 13.10.2006
Das ist lobenswert. Allerdings sind nicht nur die hohen Strompreise ein Problem:
MDR-Umschau vergleicht bundesweit Gaspreise
Gas in Mitteldeutschland am teuersten

Recherche von MDR und WDR
Im Osten ist Gas überdurchschnittlich teuer
Eine Stellungnahme der NPD Sachsen zu den Gaspreisen im Osten suche ich vergeblich.

Doppelte Buchführung (2)

tagesschau.de, 14.10.2006:
Union will laut Meyer ALG II-Zuschläge ändern

Der wirtschaftspolitische Sprecher der Unions-Fraktion, Laurenz Meyer, sagte dem "Focus", es müsse über die Zuschläge für Kinder gesprochen werden. Vor allem diese Leistung hielte die Eltern davon ab, Arbeit anzunehmen, so Meyer weiter.
spiegel.de, 14.10.2006:

Der Leiter des christlichen Kinder- und Jugendwerks Die Arche, Bernd Siggelkow beklagt den gefährlichen Sparkurs an den Kindern und sagt:
Ändert sich an dieser Situation nichts, wird auch die Zahl der überforderten Eltern steigen. Diese Väter und Mütter geben den Druck an ihre Kinder weiter - das kann bis zum Tod gehen wie jetzt im Fall von Kevin in Bremen (...) Die Kinder, bei denen Misshandlungen und Verwahrlosungen aufgedeckt wurden, kamen alle aus bestimmten Schichten. Schichten, in denen Arbeitslosengeld II oder Sozialhilfe bezogen wird.
tagesschau.de, 15.10.2006:
Laurenz Meyer lenkt ein

Laurenz Meyer erklärte heute in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz: "Für meine gestrigen Äußerungen möchte ich mich ausdrücklich entschuldigen. Ich finde es ethisch und moralisch verwerflich, wenn Abgeordnete der Regierungskoalition denen etwas wegnehmen, die sowieso nichts haben, und sich gleichzeitig weigern, ihre eigenen Einkünfte offen zu legen."
Eine dieser Meldungen ist frei erfunden.

13 Oktober 2006

Spanking


In jedem anderen Zusammenhang hätte ich es für Satire gehalten. Leider ist es bitterer Ernst. Neben diversen Hetzschriften gegen Juden bieten die christlichen Fundamentalisten von "Kingdom Identity Ministries" auch ein Züchtigungsgerät für aufsässige Kinder an.

Im Begleittext heißt es: Our Speak Softly Spanking Stick teaches children good old-fashioned discipline. Each 16" x 1 1/2" stick is imprinted with Scripture verses. [Unser Benimmdichprügel lehrt die Kinder die gute, altmodische Disziplin. Der Stock (ca. 40 x 4 cm) ist mit Bibelversen bedruckt.]

Andererseits entbehrt das nicht einer gewissen unfreiwilligen Komik. Ich frage mich, ob dieses Züchtigungsgerät nicht vielleicht sogar der gefragteste Artikel im Shop ist. Wenn man bei der Bildersuche von Google unter "spanking" nachschaut, stößt man nämlich auf Anwendungsformen militanter christlicher Nächstenliebe, die nicht unbedingt den Vorstellungen dieser fundamentalistischen Barbaren entsprechen dürften. 

12 Oktober 2006

Doppelte Buchführung

SPIEGEL, 11. Oktober 2006:
Abgeordnete klagen gegen transparente Politiker-Gehälter

Sie wollen nicht, dass die Bürger ihre Nebeneinkünfte erfahren: Neun Bundestagsabgeordnete kämpfen heute beim Verfassungsgericht gegen ein Gesetz, das sie zur Offenlegung zwingen würde. Unter ihnen sind Prominente wie Friedrich Merz - er hat elf Nebenjobs.
SPIEGEL, 12. Oktober 2006:
Politiker wollen Adressen von Sex-Verbrechern ins Netz stellen

Politiker von SPD und CSU haben nach den jüngsten Morden eine schärfere Überwachung von Sexualstraftätern gefordert. Neueste Idee - nach dem Vorbild der USA: Namen, Bilder und Adressen der Täter sollen per Internet zugänglich gemacht werden.
SPIEGEL, 13. Oktober 2006:
Merz verurteilt Pläne seiner Kollegen

Friedrich Merz kritisierte die Pläne seiner Kollegen, Sex-Verbrecher öffentlich anzuprangern: "Wir machen uns unglaubwürdig, wenn wir so etwas tun, während wir andererseits nicht einmal bereit sind, unser eigenes Einkommen offen zu legen."

Eine dieser Meldungen ist frei erfunden.

Menschenrecht mit Streuwirkung

Wie der SPIEGEL berichtet, findet in Norwegen gerade eine Pinkeldebatte statt. Bemerkenswert ist die dort zitierte Ansicht des Rechtspopulisten Vidar Kleppe:
Wenn Jungs nicht auf die natürliche Weise pinkeln dürfen, wie sie es seit Generationen getan haben, ist das ein Eingriff in Gottes Schöpfung.
Laut einer anderen Veröffentlichung soll er noch hinzugefügt haben:
Es ist ein Grundrecht, sich nicht wie ein Mädchen setzen zu müssen.
So stelle ich mir Kleppes Klo vor: An der Wand ein Kruzifix für den Strahl des Göttlichen, darunter das andächtig kniende Weib mit dem Aufnehmer in der Hand.

11 Oktober 2006

Bajuwarische Methoden

Putins Besuch in Deutschland wird von der Ermordung der regierungskritischen Moskauer Journalistin Anna Politkowskaja überschattet. Putin sei der Welt Antworten schuldig, sagte der bayerische Wirtschaftsminister Huber.

Hier zeigt sich wieder, dass in München das wahre Bollwerk gegen den bösen Osten beheimatet ist, denn zum Ausklang des Deutschlandbesuchs soll in einer Brauerei bei München im Rahmen eines bayerischen Abends der Druck auf das russische Staatsoberhaupt noch einmal deutlich verstärkt werden.

Ein Abend mit Stoiber bei Weißwürschten, Münchner Dünnbier und bajuwarischem Liedgut, das nennen Juristen wohl: Androhung eines empfindlichen Übels.

Wenn ich Putin wäre, ich würde lieber gleich gestehen. Alles.

... aber es beruhigt

Überschrift in der Tageszeitung: "Knete meist unbedenklich". Im Artikel ging es dann um Kinderspielzeug.

Komisch, wie die Assoziationen so laufen. Ich dachte als Erstes an meinen Kontostand.

Mörderisches Dateisystem

Heise meldet, der Erfinder des Linux-Dateisystems ReiserFS, Hans Reiser, sei unter Mordverdacht verhaftet worden, da seine getrennt lebende Frau seit einer Weile verschwunden sei.

Kommentar eines Lesers:
das ging ja erstaunlich lange gut. Ich fühle mich immerschon nach wenigen Minuten danach, jemanden umzubringen, wenn ich versuche ein Linuxsystem einzurichten. Wie das erst ist, wenn man da jahrelang drauf entwickelt hat, will ich garnicht wissen.
Dies ist allerdings ein Einzelfall, der vor allem wegen der Prominenz des Tatverdächtigen Schlagzeilen macht.

Wie sieht die Statistik aus? 2003 gingen bei den amerikanischen Behörden mehr als 800.000 Vermisstenmeldungen ein, von denen allerdings die meisten aufgeklärt werden konnten, ferner gab es 1,3 Millionen Gewaltverbrechen, darunter mehr als 16.000 Morde (alle Zahlen vom FBI).

Vorschnelle Rückschlüsse auf das Gefahrenpotenzial des momentan am weitesten verbreiteten Betriebssystems sollten hier aber vermieden werden.

10 Oktober 2006

Höflich perforiert

Der amerikanische SF-Autor Robert Heinlein sagte mal: "Eine bewaffnete Gesellschaft ist eine höfliche Gesellschaft."

Ich lese gerade auf den Seiten des "National Center for Injury Prevention and Control", dass im Jahre 2003 von den rund 290 Millionen höflichen Amerikanern rund 30.000 durch Schusswaffen ums Leben gekommen seien.

Wie ging der Spruch noch gleich? - Höflichkeit ist eine Zier, doch länger lebt man ohne ihr.

Ent oder weder

Auf Günter Rohrmosers Webseiten sehe ich gerade die Werbung für sein Buch "Konservativ statt Rechts".

Wenn das geht, dann geht auch: "Kommunistisch statt links." Da möchte ich den konservativen, aber nicht rechten Rohrmoser mal krakeelen hören, wenn einer auf so was käme.

Andere Alternativen: "Fettleibig statt dick."

Und natürlich auch: "Bescheuert statt doof."

Gruppenbezogene Betroffenheit

Aus der Selbstdarstellung des Projekts redok.de zitieren die braunen Jungs vom Störtebekernetz:

„Was ist redok?
redok ist ein Projekt, das sich mit Recherchen und Berichten zu Themen vor allem aus den Bereichen Rechtsextremismus, Rassismus, Neonazismus, Antisemitismus befasst. Ein Sozialwissenschaftler hat den Begriff Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit geprägt, der sicher ziemlich sperrig ist, aber in etwa unseren Interessen- und Themenbereich umschreibt. Dabei konzentriert sich redok auf Deutschland und den deutschen Sprachraum, verliert aber auch andere Länder nicht aus den Augen.“

und kommentieren wie folgt:

Eine Selbsteinschätzung in der man ungewollterweise schon mal die richtige Definition für sich abgibt, so empfinden wir den Ausdruck „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ für Medien dieser Art durchaus passend und gut gewählt, ist dies doch der Geist der jeden einzelnen Satz von Nachrichten dieser Art Tag für Tag durchatmet.

Man darf das nicht so ernst nehmen. Diese Herren beschweren sich im Grunde bloß darüber, dass man einen Neonazi einen Neonazi nennt. Im Übrigen sehen sie ja selbst ihren Lebensinhalt hauptsächlich darin, andere Leute (namentlich Juden) nicht zu mögen.

Getroffene Hunde halt.

Drei Tatsachen

1. Auschwitzleugner, die in Deutschland und anderswo wegen ihrer Überzeugungen verknackt werden, bezeichnen sich als Opfer der 'Holocaustreligion' und jammern über die Unterdrückung der Freiheit.

2. Der iranische Präsident Ahmadinedschad hat für Ende 2006 eine Konferenz der Holocaust-Leugner nach Teheran einberufen.

3. Im Iran werden Sufis aus politischen und religiösen Gründen verfolgt und unterdrückt. Auch Amnesty International hat bereits die Unterdrückung der Sufis thematisiert.

Wetten, dass kein Holocaust-Leugner auch nur eine Silbe über die Sufis verliert, die sich im Land ihres Gastgebers in exakt der Situation befinden, über die sie selbst so häufig jammern?