29 Dezember 2007

Braune Kuschelstunde

Andreas Molau schreibt zum Jahreswechsel in seiner Grußbotschaft an Altermedia:

Von den Nutzern von Altermedia erhoffe ich mir dann Impulse – auch konstruktive Kritik –, an welcher Stelle wir den Bohrer im Parlament ansetzen können, um bis zum Nerv vorzudringen. Wir müssen uns einen ganz anderen Politikertypus vorstellen können, ein anderes Deutschland. Nostalgie ist tödlich. Anders sprechen ist schön, anders sein schöner.

"Anders sprechen" heißt bei Altermedia unter anderem: die Geschichte umlügen, den Judenmord leugnen. Andreas Molau weiß das.

Bemerkenswert daran ist, dass Andreas Molau im Bundesvorstand der NPD für das "Amt Bildung" zuständig ist. Molau ist auch früher schon einschlägig in Erscheinung getreten, und das dürfte in der NPD hinlänglich bekannt sein.

Es scheint so, als sei Molau nicht im Vorstand der NPD, obwohl er diese Vergangenheit hat, sondern weil er sich auf die Seite von Auschwitzleugnern schlägt.

Das wird zu berücksichtigen sein, wenn sich die NPD mal wieder als Saubermann-Partei ins Gespräch bringen möchte.

25 Dezember 2007

Nichts mit zu tun

Der "Widerstand Weiden" schreibt:

Weiden/Oberpfalz. Am 19. Dezember 2007 um 18 Uhr fand in der Konrad-Adenauer-Anlage in Weiden/OPf. eine Mahnwache gegen Intoleranz statt. Anlass für diese Aktion war der Diebstahl von 45 Kieselsteinen, welche die Namen von ermordeten Juden aus Weiden trugen. Die entwendeten Steine wurden durch 9 andere Kiesel ersetzt, welche mit Namen von (lt. Presse) "Repräsentanten des Dritten Reiches" versehen waren. Als Beispiele hierfür listete unsere objektiv-korrekte Lieblingszeitung "Der Neue Tag" u.a. auch David Irving und Horst Mahler auf. Dass diese mit dem Dritten Reich nichts zu tun haben, dürfte jedem halbwegs intelligenten Leser klar sein.

Na gut, dann sehen wir uns das mal an.

"Heil Hitler, Herr Friedman"
- Horst Mahler im Interview mit Michel Friedmann für Vanity Fair.
"Rudolf Heß wurde ermordet, um die Lüge zu schützen, daß das Dritte Reich für den Zweiten Weltkrieg verantwortlich sei."
- Horst Mahler am 20.11.2004

Ähnliche Belege ließen sich mühelos auch für David Irving finden. Horst Mahler und David Irving sind Hitler-Fans und Holocaustleugner, und außerdem sind sie intelligent.

Auf den "Widerstand Weiden" trifft das so nicht zu. Aber zwei von dreien, das ist auch nicht schlecht.

20 Dezember 2007

Diskreditiert?

Stephan Braun und Ute Vogt haben unter dem Titel "Die Wochenzeitung 'Junge Freiheit'" ein Buch herausgegeben. Die im Titel genannte Publikation kommt darin nicht besonders gut weg.

Die JF steht, sagen wir mal, ziemlich weit rechts. Etwas konkreter: Sie wurde bis vor einiger Zeit vom Verfassungsschutz beobachtet, und auf ihren Seiten sind Holocaust-Leugner wie Fred Leuchter und David Irving - wie soll ich sagen? Scharfe Kritik sieht jedenfalls anders aus.

Das oben erwähnte Buch nennt zahlreiche Personen, die auf irgendeine Weise mit der JF zu tun haben, darunter auch Dr. Stefan Scheil. Letzterer hat nun eine Unterlassungserklärung gegen das Buch erwirkt und dessen weitere Verbreitung zunächst unterbunden. Man darf davon ausgehen, dass dies der JF nicht ungelegen kommt, und wie sie berichtet, soll Scheil sogar weitere juristische Schritte in Erwägung ziehen:

Daher überlege er, gegen weitere seiner Ansicht nach unwahre und ihn und seine Arbeit diskreditierenden Behauptungen juristisch vorzugehen, sagte Scheil.

Keine Frage - falls in diesem Buch etwas Falsches über Stefan Scheil steht, dann muss das korrigiert werden.

Das ist die eine Seite.

Die andere Seite ist Scheils Empfindlichkeit, was seinen Ruf angeht, denn niemand diskreditiert Stefan Scheil gründlicher als Stefan Scheil selbst.

Scheil, immerhin ein gelernter Historiker, brachte es einem Diskussionsforum tatsächlich fertig, Suworows Buch "Der Eisbrecher" zu verteidigen. Suworow vertritt dort die Ansicht, Hitler habe einen Präventivkrieg geführt und sei einem Angriff Stalins nur knapp zuvorgekommen.

Allerdings verfälscht Suworow gelegentlich die Quellen, auf die er sich beruft. Für einen Historiker kommt das einem Todesurteil gleich. Ob Scheil dies nicht bemerkt hat, oder ob er die Schwächen von Suworows Buch erkannt, aber ignoriert hat, weil es ihm gut ins Weltbild gepasst hat, sei dahingestellt - auf jeden Fall sind gewisse Zweifel an Scheils Kompetenz als Historiker anzumelden, wenn er diesen Autor und dieses Buch ernst nimmt und sogar noch verteidigt.

Das war aber noch nicht alles. In der erwähnten Forumsdiskussion kam mein Text zur Sprache, in dem ich nachgewiesen habe, wie Suworow seine Leser über seine Quellen täuscht. Darauf behauptete Scheil:

Wo Suworow Quellen verfälscht haben soll, diesen Nachweis führt Langowski nicht.

Das war ein bisschen geflunkert. Scheils Rezeption meines Textes war dem, was Suworow mit seinen eigenen Quellen angestellt hat, anscheinend gar nicht so unähnlich. Zu Scheils Argumenten gegen meinen Text zählte schließlich auch noch dies:

Es gibt daher außer in der Phantasie des Rezensenten keine Beziehung zwischen Suworow und der Auschwitzleugnung oder gar zwischen den Lesern (!) von Suworows Büchern und den Auschwitzleugnern. Diese blühende Kombinationsgabe überrascht insofern nicht, als sich der Name Jürgen Langowski bei einer Literaturrecherche nur im Zusammenhang mit Übersetzungen und Herausgaben von Kriminal- und Fantasyromanen gefunden hat.

Austeilen kann er wie ein Bauarbeiter, aber wenn es ihn mal selbst trifft, zeigt Herr Scheil sich anscheinend äußerst dünnhäutig.

Nicht ohne Ironie ist, dass der Historiker Rolf-Dieter Müller in einem Beitrag für die FAZ Stefan Scheil bescheinigt hat, er verbreite womöglich "verblüffende fiktionale Unterhaltung".

Meine erste Reaktion auf dieses Urteil war, Stefan Scheil mit einer gewissen Häme als Übersetzerkollegen zu begrüßen.

Nach einigem Nachdenken möchte ich doch lieber davon absehen.

Nicht auszudenken, was herauskäme, wenn Herr Scheil das Übersetzen so ähnlich betreiben würde wie das, was er für Geschichtswissenschaft hält.

03 Dezember 2007