16 Dezember 2006

Eine vergessene Frage

Jürgen Schwab schreibt auf Altermedia:
Die meisten Forscher stimmen bereitwillig zu, daß der Bolschewismus in Rußland und Osteuropa ein Vielfaches an Menschen einsperrte, folterte und abschlachtete, als selbst die großen für den Holocaust vorgebrachten Zahlen. Doch der sowjetische Holocaust erfährt nicht ein Hundertstel der Aufmerksamkeit des jüdischen Holocausts.
Mal abgesehen von Schwabs fragwürdigen Formulierungen, über die ich hier nichts weiter sagen will - der Mann liegt ja gar nicht so falsch damit. Er hat bloß vergessen zu fragen, warum das so ist.

Die Antwort ist ganz einfach: Es gibt keine Stalin-Fans, die den Verbrecher zu entlasten versuchen, indem sie seine Massenmorde wegdiskutieren.

Es gibt dagegen eine regelrechte Holocaust-Industrie von braunen Geschichtsfälschern, die sich mit der Produktion und dem Vertrieb von Büchern bereichern, die den Holocaust leugnen; Ernst Zündel ist damit recht wohlhabend geworden, und Germar Rudolfs "revisionistische" Karriere hat mit einem Auftragsgutachten für den Altnazi Remer begonnen.

Interessanterweise gibt es keinerlei "revisionistische Forschung" zu Stalins Massenmorden, die in irgendeiner Weise die etablierte Geschichtsschreibung angreifen würde. Anders ausgedrückt: Die Holocaust-Leugner benutzen bei Stalins wie bei Hitlers Massenmorden ein und dieselbe etablierte Geschichtswissenschaft. In einem Fall glauben sie ihr kritiklos, im anderen Fall nicht. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass die "Revisionisten" einseitig darauf aus sind, das Hitler-Regime zu entlasten, hier ist er. 

Und wie es der Zufall will, schrieb Schwab die zitierten Zeilen in Zusammenhang mit der Fachtagung der braunen Geschichtsfälscher in Teheran, die dem gleichen Zweck diente, nämlich der Leugnung des Judenmordes.

Ein Standpunkt, den Altermedia, wo Schwabs Text erschien, im übrigen teilt.

Nein, vermutlich hat Schwab gar nicht vergessen, die erwähnte Frage zu stellen. Ich glaube eher, er weiß ganz genau, was er tut.

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