21 Februar 2007

Verbieten, verbieten!

Die Westfälische Rundschau meldet, an den diesjährigen Karnevalstagen habe es mehr Gewalttaten als früher gegeben. Eine Polizeisprecherin wird zitiert:

"Das ist eine grundsätzliche Tendenz, die Gewaltbereitschaft steigt"

Angereichert wird der Bericht durch konkrete Beispiele aus Dortmund, Köln und Düsseldorf. Allein Köln seien während der Karnevalstage 347 Fälle von Körperverletzung registriert worden.

Wie es scheint, mutiert die Fernsehübertragung des Rosenmontagszuges allmählich zum Killervideo des Kleinbürgertums.

Eine Gesetzesvorlage, nach der Pappnasen, Funkenmariechen und Narhalla-Märsche zu verbieten wären, dürfte momentan aber nicht mehrheitsfähig sein.

14 Februar 2007

Was ist pervers?

Ich weiß, ich wiederhole mich. Die Geschichte wiederholt sich leider auch.

Einer amerikanischen Lehrerin ist etwas Dummes passiert - sie kennt sich nicht mit Computern aus und war hilflos, als auf dem PC im Klassenzimmer plötzlich Porno-Popups aufgegangen sind, die sie nicht mehr schließen konnte.

Die Schulleitung musste zugeben, dass der Computer nicht auf dem neuesten Stand war; eine funktionierende Firewall gab es wohl auch nicht.

Dumm gelaufen, aber so etwas kann passieren, könnte man sagen - wenn der Lehrerin nicht theoretisch bis zu 40 Jahre Haft drohen würden: Sie hätte "Elf- und Zwölfjährigen absichtlich oder - vielleicht - fahrlässig mit Pornographie statt mit Englischunterricht behelligt", heißt es.

Begründung: Die Kinder könnten seelischen Schaden erlitten haben.

Falschmeldung des Tages: Die US-Waffenlobby stellt ab sofort jegliche Werbung für Schusswaffen ein, um Kinder und Jugendliche vor schädlichen Einflüssen und Ideen zu schützen. In einem zweiten Schritt soll ein Verbot sämtlicher Schusswaffen erwirkt werden, denn durch fahrlässigen Umgang mit Waffen werde Kindern und ihren Angehörigen großer seelischer Schaden zugefügt.

Leider keine Falschmeldung: Jahr für Jahr sterben in den USA etwa 30.000 Menschen durch Schusswaffen, darunter mehr als 2000 Kinder.

Die Frage, was pervers ist, wird je nach Blickwinkel sehr unterschiedlich zu beantworten sein.

10 Februar 2007

Zensur per Abmahnung

Gerade lese ich eine Meldung über den Fraktionsvorsitzenden der NPD im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, Udo Pastörs. Er ließ offenbar mit einer einstweiligen Verfügung eine satirische Website schließen, auf der echte Zitate von ihm zu finden waren. Inzwischen sind die Betreiber auf eine neue Adresse ausgewichen.

Aus diesem Beitrag geht auch hervor, dass Udo Pastörs hier und dort gewisse Zweifel an der Realität des Judenmordes erkennen lässt.

Mal ganz wild spekuliert: Wenn Pastörs es für richtig hält, in der politischen Auseinandersetzung eine Satire mit Hilfe der Gesetzgebung dieses Rechtsstaates zu unterbinden, dann dürfte er doch eigentlich nichts dagegen haben, dass derselbe Rechtsstaat Ernst Zündel für seine Holocaustleugnerei ins Gefängnis steckt?

Noch wilder spekuliert: Vielleicht meint Pastörs aber auch, Ernst Zündels gesammelte Geschichtsfälschungen dienten der Wahrheit, während die Veröffentlichung der tatsächlich von Pastörs stammenden Zitate irgendwie unanständig sei.

05 Februar 2007

Cyber-Rambo

Die geplante Online-Durchsuchung ist der kleinere Skandal. Der Bundesgerichtshof hat dieses Vorhaben als nicht rechtmäßig beurteilt, und damit sollte das vom Tisch sein. Ist es aber nicht.

Der größere Skandal ist, dass Innenminister Schäuble die Gesetze ändern möchte. Dabei legt er offenbar die Mentalität eines Nadelstreifen-Rambo an den Tag: Wenn uns Grundrechte und Gesetze nicht passen, dann machen wir uns das eben passend.

Diese laxe Einstellung gegenüber zentralen Persönlichkeitsrechten (Unverletzlichkeit der Privatsphäre) bei einem Innenminister, der die Grundrechte hüten und nicht aushöhlen soll, ist höchst bedenklich.

Ein Witz ist das Vorhaben sowieso. Ein gut abgesicherter Heimcomputer mit Virenscanner und Firewall ist von außen nicht zu knacken. Ohne aktive Mitwirkung des Betroffenen - z.B. Öffnen eines Email-Anhangs, der einen Trojaner einschleust - können die Behörden nicht eindringen. Die Methode entspricht in technischer Hinsicht exakt dem, was die Online-Ganoven tun, die Bankdaten ausspähen oder Computer für ihre Botnetze kapern wollen.

Stillschweigend wird dabei außerdem unterstellt, es müsse sich um Windows-Rechner handeln.

In ein paar Jahren macht man sich womöglich schon allein dadurch verdächtig, dass man Linux benutzt und damit der amtlichen Schnüffelsoftware von vornherein den Zugang verwehrt.

Ein kleines und kostenloses Tool, das einen gewissen Aufschluss darüber gibt, mit welchen Gegenstellen sich der Computer verbindet, ist Active Ports. Es bietet keine absolute Sicherheit (man weiß naturgemäß nie, was dem Tool entgeht und was man übersieht), es kann aber durchaus einige erste Hinweise auf einen Trojanerbefall geben, und es zeigt auch, welche Programme wann nach Hause telefonieren.

03 Februar 2007

Spam geht alle an

Heise berichtet über einen niederländischen Spammer, der wegen Versendung von mindestens neun Milliarden Reklame-Emails ein Bußgeld von 75.000 Euro zahlen muss.

Es ist erfreulich, dass so etwas geahndet wird, aber bei solchen Meldungen wird leider häufig nicht erwähnt, wie Spammer arbeiten - und das geht alle an.

Die professionellen Spam-Versender benutzen nämlich normalerweise nicht ihre eigenen Rechner, sondern Bot-Netze. Das sind Netzwerke von gekaperten, ferngesteuerten Rechnern. Nicht wenige davon sind private Computer von ahnungslosen DSL-Flatrate-Kunden. Heutige Rechner sind leistungsfähig genug, um pro Stunde ein paar hundert Spam-Emails im Hintergrund zu versenden, ohne dass der Anwender etwas davon bemerkt.

Glücklicherweise kann man etwas tun:

  • Das Betriebssystem immer auf dem neuesten Stand halten, alle Sicherheitsupdates einspielen
  • Über kostenlose, sichere Alternativen zum Internet-Explorer nachdenken. Firefox, Opera und SeaMonkey sind benutzerfreundlich und haben von vornherein einige Sicherheitslücken nicht, die beim IE erst gestopft werden müssen.
  • Zum Email-Programm Outlook Express, das teilweise die Funktionalität des IE nutzt, gibt es die kostenlose, leicht zu bedienende Alternative Mozilla Thunderbird.
  • Mit ein paar Klicks ein kostenloses Virenschutzprogramm wie Avira Antivir installieren.

Der wichtigste Punkt ist natürlich das richtige, vorsichtige Verhalten. Dazu gehört auch: äußerste Vorsicht bei Datei-Anhängen in Emails. Auch dann, wenn der Absender (scheinbar) bekannt ist. Die Absenderadresse lässt sich nämlich mühelos fälschen.

Es ist nicht nur meine Privatsache, wenn mein Computer von einem Botnetz übernommen wird, zu dem zehntausende oder sogar hunderttausende von Computern gehören können. Es ist auch für andere schädlich, denn wenn ich nichts unternehme, um meinen Rechner abzusichern, ärgern sich tausende Empfänger über den Werbemüll, der ohne mein Wissen über mein gekapertes System versendet wird.

Falls es doch mal passiert ist: Es gibt einige Hilfsmittel, mit denen man die Infektionen erkennen und beseitigen kann:

Artikel und Test von ZDNet

Sehr nützlich ist auch HijackThis, das aber nur von erfahrenen Anwendern benutzt werden sollte.

Der nackte Zauberlehrling

Der Harry-Potter-Darsteller Daniel Radcliffe tritt in einem Theaterstück nackt auf. Die Westfälische Rundschau zitiert am 1. Februar 2007 eine besorgte Mutter:

"Wie kann ich jetzt noch mit meiner 14-jährigen Tochter in den nächsten Potter-Film gehen?"

Die Tochter wird nicht zitiert, hätte aber womöglich gesagt: "Stimmt. Lass uns lieber Theaterkarten kaufen."

Mangelnde Reiselust

Die US-Reisebranche möchte mit neuen Webseiten etwas gegen die rückläufigen Besucherzahlen unternehmen. Seit den Anschlägen am 11. September 2001 seien die Besucherzahlen um 17% zurückgegangen.

Die Meinung über das Land sei nach einer Reise in der Regel viel freundlicher sei als bei Menschen, die noch nie dort gewesen sind.

Das trifft nicht ganz den Kern. Ich war schon mehr als ein halbes Dutzend Mal in den USA und fahre seit einiger Zeit nicht mehr hin - aber nicht etwa, weil ich Angst vor Anschlägen hätte, und ganz sicher nicht, weil ich Land und Leute auf einmal nicht mehr mag.

Neue Webseiten? Wie wär's denn mal mit einer neuen Politik?